Delegiertenversammlung: Fortschritt hat seinen Preis
Michael Wanger – Südkorea ist verdaut, nun kreisen die Gedanken um Portugal und Polen. Und auch sonst stellt der Verband die Weichen für die Zukunft – finanziell und ideell. Ein Rückblick auf die Delegiertenversammlung, die am 23. März im Rhistaurant in Bendern stattfand.
Für gewöhnlich schreiben die Pfadfinder und Pfadfinderinnen Liechtensteins keine Schlagzeilen. Doch wenn plötzlich über 70 Landsleute wegen eines Taifuns evakuiert werden müssen und gewissermassen in einer «Tropenhölle» festsitzen, lässt das die Bevölkerung nicht kalt. Die Rede ist vom World Scout Jamboree in Südkorea vergangenes Jahr.
Die Delegationsleitung, bestehend aus Livio Kaiser und Rebecca Senti, blickte an der Delegiertenversammlung (DV) zurück. Ehrlich und ungeschönt. «Das Jamboree lässt sich mit zwei Worten zusammenfassen», sagte Kaiser, «Murphy’s Gesetz. Überall, wo etwas schief gehen konnte, ging auch etwas schief.» Dabei hatten die Vor- und anschliessend die Nachreise in Südkorea reibungslos funktioniert. Hitze, unzureichende Infrastruktur, mangelhafte Planung seitens der Organisatoren und zuletzt eben der Taifun machten allen Beteiligten in Saemangeum das Leben schwer. Eigentlich. Denn am Ende überwogen die positiven Erfahrungen. Das hat die Delegationsleitung anhand einer nachträglichen Umfrage unter den Teilnehmenden festgestellt.
«Wir haben auf jeden Fall Geschichten zu erzählen», sagte Kaiser, «und wir wären nicht so lange auf dem Platz geblieben, wenn wir uns nicht sicher gewesen wären, dass es unseren Leuten gut geht.» Dass das Jamboree am Ende eine bereichernde Erfahrung war, sei vor allem der guten Vorbereitung der Delegation, dem Leiterteam, dem Foodhouse und nicht zuletzt auch den Freunden und Verwandten in Liechtenstein zu verdanken, ergänzte Senti.
Als nächstes geht es nach Portugal
Eine wichtige Erkenntnis, die kommenden Delegationen Mut machen dürfte. Passend, denn an der DV stellte sich bereits die Delegationsleitung für das nächste internationale Lager vor: Jonas Foser und Catrina Renz (letztere war abwesend). Sie übernehmen die Leitung der Gruppe, die zwischen dem 25. Juli und 3. August 2025 am Rover Moot in Portugal teilnehmen wird. Die Organisatoren rechnen mit 5000 Teilnehmenden und 1000 IST. Geplant ist, dass die Teilnehmenden das Gastgeberland während vier bis fünf Tagen auf Pfaden erkunden und sich zum Schluss auf dem Hauptlagerplatz in Lissabon treffen. Foser und Renz laden am 12. Mai zum Infoanlass im Balzner Pfadiheim ein.
(Weitere Informationen sowie die Ausschreibung befinden sich unter diesem Link.)
Doch die DV blickte in internationalen Belangen noch weiter voraus. Konkret ging es um das übernächste Jamboree (das nächste findet 2027 in Polen statt). Provisorisch haben sich Dänemark und eine Allianz aus Kenia, Ägypten, Ecuador und Bangladesch gemeldet, die das Lager in den USA durchführen wollen. Letzteres am selben Standort wie beim Jamboree 2019. Noch ist nichts in Stein gemeisselt, doch entschieden sich die Delegierten mit 32 Ja-Stimmen bei 35 Stimmberechtigten für Dänemark. Das internationale Team der PPL wird diesen Beschluss an die WOSM-Weltkonferenz tragen, die diesen Sommer in Ägypten stattfindet.
Schutz und Sicherheit werden niedergeschrieben
Generell steht dieses Jahr im Zeichen der internationalen Zusammenarbeit – wenn auch nur indirekt. Denn die DV beschloss einstimmig, einen Leitfaden zum Schutz von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bei der PPL auszuarbeiten. Ein Standard, den WOSM neuerdings von den Mitgliederverbänden erwartet.
Woulder Zilverberg vom Europakomitee unterstrich an der DV, wie wichtig ein solcher Leitfaden ist: «Der Grundsatz von ‹Safe from Harm› ist mehr als nur der Kampf gegen sexuelle Gewalt und Ausbeutung. Auch Mobbing und ein gerechter Umgang untereinander gehören dazu.» Ziel sei es, dass sich alle Mitglieder der PPL sicher fühlen. Der Leitfaden betrifft also alle. Zilverberg ergänzte: «Es freut mich, dass ihr heute den Grundstein für das Reglement legt. Aber denkt daran: ‹Safe from Harm› ist nie fertig.»
Hierfür will die Verbandsleitung einen Ethikausschuss einsetzen. Dieser wird definieren, was es überhaupt bedeutet, sich sicher zu fühlen. Auf dieser Grundlage erarbeitet er einen ersten Entwurf des Reglements.
Die Abteilung Mauren/Schaanwald stellte zudem den Antrag, dass die Verbandsleitung gemeinsam mit den Abteilungen ein Positionspapier ausarbeiten soll, das folglich auch auf beiden Ebenen gilt. Jene Positionen können auch weiter gefasste Themen umfassen: Umgang mit Politik, Religion und dergleichen. Die DV stimmte diesem Antrag mit 23 Ja-Stimmen, einer Nein-Stimme und elf Enthaltungen zu.
Finanzen: «Auf lange Frist nicht tragbar»
Zu guter Letzt stellte Kassier Martin Meier die Jahresrechnung vor. Der Verband schrieb 2023 einen Verlust von rund 19‘400 Franken. Das Defizit liegt damit etwas über dem Budget. Auffallend ist, dass die PPL in den vergangenen Jahren – wenn auch geplant – stets Verluste schrieb. Meier machte darauf aufmerksam, dass dies in Zukunft nicht mehr der Fall sein soll und darf: «Das wäre auf lange Frist nicht mehr tragbar. Nicht einmal bei unserem Vermögen von 113‘000 Franken.»
Carmen und Martin haben sich bereits mit dem Amt für Soziale Dienste (ASD) getroffen, um die Förderbeiträge des Landes, die finanziellen Hürden und zukünftige Herausforderungen zu besprechen.